2016
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Daten ohne Internet - Datenstrom über die Stabantenne
Uhrzeit über Langwelle -
Taschenradioempfang
Zeitsender aus Frankreich und Großbritannien auf 162 kHz und 198 kHz

Abbildung (Foto): Ein kleiner Weltempfänger aus den 70ern bringt die aktuelle Uhrzeit aus dem Äther. Modell elta 3550 (ca. 10,- NP) ist sehr sparsam und sehr empfindlich. Innen findet man ein Sony-IC und damit läuft es mit 2xAA wochenlang.
Der letzte deutschsprachige Rundfunksender hat den AM-Betrieb eingestellt und somit stellt sich die Frage was es denn auf den verlassenen Übertragungswegen mit den nun fast nutzlosen Geräten noch zu empfangen gibt.

Beginnt man "ganz unten" im Frequenzspektrum, so landet man im VLF-Bereich, also im Bereich vor der Langwelle. Von 0 bis 150 kHz sind verschiedene Funkdienste zu finden, die besonders weite Strecken auf der Erde zurücklegen sollen. Neben militärischen Signalen gibt es hier auch verschiedenen Zeitsender, wie z.B. den Sender für Funkuhren in Mitteleuropa DCF77 auf 77,5 kHz. Hierfür sind die üblichen Taschenradios mit Lang- Mittel- und Kurzwelle nicht ausgelegt. Aber inzwischen gibt es ja preiswertes RTL-SDR - dazu an anderer Stelle mehr.

Im "normalen" Langwellenbereich findet man 2016 noch zwei Zeitsender, allerdings etwas getarnt. Es sind dies
  • 162 kHz - France Inter
  • 198 kHz - BBC Radio

Beide kodieren ihre Trägerfrequenz mit den Zeitdaten so, dass der Rundfunkhörer davon nichts bemerkt. Beide sind in weiten Teilen Europas gut zu empfangen. Falls es am Tage nicht klappt, eignet sich der Abend oder die Nacht. 

Um die Zeit zu dekodieren sind zwei weitere Komponenten erforderlich. Ein VFO für den SSB-Empfgang - oder eben ein Frequenzgenerator für einen Hilfsträger, sowie die entsprechende Decodersoftware. Da hier ein sehr preiswertes LW-Radio benutzt wird, ist kein SSB/VFO vorhanden. Mit dem hier vorhandenen DSO-Quad und dessen Funktionsgenerator soll ein Hilfsträger erzeugt werden. Dabei kommt die Programmierbarkeit dieses Gerätes gut zu Pass. Als Decoder wird hier auf einem Windows-Tablet CLOCK.EXE benutzt, die Teil des MULTIPSK-Programms ist. Dieses kleine Programm kann auch andere Zeitsender entschlüsseln. Neben dem Taschenradio mit Langewelle werden also hier folgende Komponennten benutzt:

  • Clock.exe - Eigenständiges Windowsprogramm im Paket MultiPSK
  • DSO-Quad - Taschenoszilloskop mit Rechteckgenrator

BBC-Droitwich Zeitreferenz  Strickmuster auf Langewelle

Strickmuster auf LangewelleDer Sender auf 198 kHz aus Droitwich ist in Mitteleuropa auch am Tag ohne hohen Aufwand empfangbar. Richtet man das Radio mit Ferritstabantenne in die entsprechende Richtung, sollte man das Rundfunkprogramm hören. Dabei muss der Empfang nicht besonders gut bzw. störungsfrei sein. Wird nun ein eigener Träger mit 199 kHz erzeugt, so ergibt sich eine Interferenz  mit dem modulierten Träger. Das 1 kHz-Produkt zeigt eine Art "Vibrato" - eine Schwebung - der man die kodierten Daten entnehmen kann. Stellt man das akustische Signal spektral dar, so entsteht das "Strickmuster auf Langewelle" - möglicherweise interessanter als so manche vor dem TV erzeugte Masche unnötiger Kleidungsstücke. (Bild erzeugt mit Spectrum Lab für Windows)

Mit dem akkubetriebenen Tablet Dell Venue 8 Pro und seinem hier exzellenten Mikrofon (nicht bei jedem Exemplar gegeben) kann nun ohne großen Aufwand das Audiosignal des Radios aus dem Lautsprecher ohne Adapter und Kabel und möglicherweise dadurch auftretende Störungen der Decoder-Software Clock zugeführt werden. Nachdem die Dekodierung für BBC angeklickt wurde, öffnet sich die spezielle Anwendung für diesen Zeitsender. Dabei können folgende Schritte sinnvoll sein:
  • Audiopegel zwischen 10% und 20% halten
  • Ton im Sonogramm (Waterfall) identifizieren
  • Möglichst eine Schwebung um 500 Hz herstellen und nachstellen
  • Warten bis Clock die Frequenz in "PLL locking" einträgt
  • Warten bis alle zwei Sekunden ein "frame" empfangen wird
  • Nacheinander füllen sich nun die verschiedenen Zeitfelder.
Am Ende steht dann die aktuelle britische Uhrzeit auf dem Schirm. Warum man jeweils 7 Tage addieren muss, um den Tag auf dem Festland zu erhalten ist hier noch unbekannt.
 
BBC mit CLOCK.EXE

JDSO-Quad eltaeder Frequenzgenerator, der in der Lage ist ein Signal im entsprechenden kHz-Bereich zu erzeugen ist als Hilfsmittel geeignet. Manchmal reichen auch die harmonischen Vielfachen oder Subharmonischen. Wegen der hiesigen Verfügbarkeit gestaltet sich die Einstellung auf 199 kHz mit einer Anpassung des Quad-Pawn-Signal-Generators recht komfortabel. Die Software ist hier als etwas unfertige, aber lauffähige Arbeitsversion zu laden. Die entsprechende Umgebung im DSO-Quad wird voraus gesetzt. Im Rechteckbereich und nach Umschaltung nach kHz kann die 199 kHz eingestellt werden. Ein Messkabel am Generator reicht als Antenne.
Arduino als HF-GeneratorWenn ein Arduino verfügbar ist, so kann auch mit diesem Mikrocontroller eine Frequenz in diesem Bereich erzeugt werden. Das Assembler-Beispiel auf der Seite "shelvin.de" mit seinem HF-Generator mit dem Arduino konnte hier den gewünschten Hilfsträger produzieren, so dass mit diesem scheinabr etwas verstimmten LW-Radio auch ohne DSO-Quad das RTTY-Signal auf 147.30 kHz sauber gelesen - und mit SeaTTY.exe auf dem Tablet dekodiert wurde.

Auf ähnliche Weise kann man - noch - die Uhrzeit über den Sender France Inter empfangen. Die  Kodierung ist etwas anders (Hilfe zu Clock.exe) und es entsteht auch kein Strickmuster, dafür stimmt der Tag da Frankreich ja auf dem Festland liegt... Zur Dekodierung mit Clock.exe ist etwas Geduld erforderlich, da für eine ganze Minute ein fehlerfreies Signal notwendig ist. Zur vollen Minute kann man "aufspringen" und die Luft anhalten. War die Minute störungsfrei, so ertönt ein kurzer Beep und die Bestätigung, dass die Uhrzeit erfolgreich dekodiert wurde. Allerdings ist hier auch wieder Eile angesagt, denn Wikipedia meldet eine beabsichtigte Abschaltung in 2016. Zitat 4/2016:

"France Inter broadcasts on FM transmitters across France, via the internet, and available in many parts of Western Europe on longwave on 162kHz. The 162kHz transmitter is scheduled to be closed in 2016, saving €13m. A petition has been started to attempt to reverse Radio France's decision to close the transmitter."


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