Datenströme über die Stabantenne |
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XHDATA D-220 mit AD9850
FM, AM, RTTY, HFDL, WFAX, HAM
Für etwa 10 Euro erhält man mit dem XHDATA D-220 in 2024 ein Taschenradio mit besonderen Merkmalen. Es zeichnet sich aus durch ein Design in Orange, welches auch von Braun in den 70ern hätte entworfen sein können.
Unter der Haube werkelt ein Si4825-Baustein und liefert erstaunlich guten Empfang auf Kurzwelle (und FM). Angegeben werden auf der Rückseite die Frequenzbereiche:
- FM1: 87 - 108 MHz
- FM2: 64 - 108 MHz
- MW: 520 - 1728 kHz
- SW: 5,6 - 22 MHz
In der Zwischenstellung MW/SW (von SW aus schiebend) schaltet der Bandschalter einen Widerstandwert (siehe AN738), der den Si4825 dazu bewegt einen weiteren SW-Bereich zu empfangen:
Damit steht der gesamte Bereich von 3,2 bis 22 MHz ohne Unterbrechung zur Verfügung, womit auch Funkamateure, Wetterinformationen, Flugfunk und der Buzzer empfangen werden können. Das mit zwei AA Batterien betriebene Radio selber ist zwar nicht SSB-fähig, mit einem AD9850 ist das Hören dieser Stationen dennoch möglich. Die Empfindlichkeit ist ganz ausgezeichnet.
Das 49m-Band in Europa
Nach langer Zeit erfolgte ein Scan des 49-m-Bandes zu verschiedenen Tageszeiten mit diesem kleinen Weltempfänger. Dieses Band trug vor langer Zeit den Namen Europa-Band, als noch viele Europäische Sender dort ausstrahlten. Es gab sogar Radios mit ausschließlich diesem Kurzwellenband. Als erste Überraschung wurde Radio Veronica aus NL empfangen, dann auch World Music Radio und Radio 208 aus Kopenhagen. Alle drei mit eigenem Musikformat.
Alle vier Stunden (8:00 UTC ff) sendet DWD über Pinneberg Wettermeldungen für die Seefahrt in Klartext (Abschnitt: Seewetter-Sprachsendung (Testbetrieb) Wetterfunksender Pinneberg) für eine halbe Stunde. Aus dem Info-Blatt:
Seewetter-Sprachsendung (Testbetrieb) Wetterfunksender Pinneberg: Gebiete: Deutsche Ostseeküste (Flensburg-Fehmarn, Fehmarn-Rügen, östlich Rügen), Deutsche Nordseeküste (Ostfriesische Küste, Elbmündung, Seegebiet Helgoland, Nordfriesische Küste) und Deutsche Küstenvorhersagen Inhalt: Wetterlage, Vorhersage für etwa 24 Stunden, Aussichten für weitere 24 Stunden. Stationsmeldungen von Nord- und Ostsee wie in Bordwetterkarte Nr. 9 vorgedruckt Frequenz: 5905 und 6180 kHz Sendezeiten: 06:00 – 06:30, 12:00 – 12:30, 20:00 – 20:15 UTC 16:00 – 16:30, 20:15 – 20:30 (Wiederholung) Vorhersagen Mittelmeerseegebiete
Früher gab es den Seewetterbericht Europaweit auf LW vom Deutschlandfunk.
Kurzwellenskala - alle 10 µm ein Sender?
Die Kurzwellenskala ist nur etwa 4 cm breit und überstreicht den gesamten Frequenzbereich von 5,6 bis 22 MHz. Am linken Rand ist etwas Leerlauf bei der Abstimmung, so dass auch mit 3,28 cm gerechnet werden kann, auch unter Berücksichtigung der Zeigerbreite. Pro AM-Sender stehen auf Kurzwelle 5 kHz zur Verfügung, so dass in etwa gilt:
- 22 MHz - 5,5 MHz = 16,4 MHz
- 16400 kHz : 5 kHz = 3280 Sender
- 3280 Sender : 3,28 cm = 1000 Sender/cm
Sender mit 5 kHz Bandbreite findet man allerdings nur in den sogenannten Rundfunkbändern. Dort senden auch nicht alle Stationen gleichzeitig. Andere Modulationsarten, wie SSB, CW, RTTY, FAX, HFDL etc. benötigen noch weniger Bandbreite. Je nach Tageszeit sind verschiedene Bänder bevorzugt. Trotzdem lässt sich das Gerät relativ einfach auf jeden Sender abstimmen!
Abstimmen auf Kurzwelle - Tuning-Trick?
Bei der Benutzung des Apparats im SW-Bereich fiel ein eigenartiges Abstimmverhalten auf. Es war nicht das typische Stummschalten zwischen den Kanälen, wie bei vielen anderen digitalen Radios, sondern eine Art AFC, die ständig einrastet. Auffällig war das Verhalten am linken Rand der Skala, wo am Abend ab und zu Shannon Radio in SSB auftauchte, aber nicht bei jedem Dreh am Tuning-Knopf. Nur wenn die Dame sprach, also ein Signal vorlag, wurde auf die Shannon-Frequenz 5508 abgestimmt, die ja auch noch außerhalb des angegebenen Frequenzspekrums liegt.
Um die durchgehende Skala für so einen großen Frequenzbereich benutzen zu können haben sich die Entwickler etwas Besonderes ausgedacht, was jedoch nicht der Beschreibung entnommen werden kann. Mit folgender Annahme kann das Abstimmverhalten möglicherweise klarer werden: Das Radio stimmt über ein 100k-Potentiometer ab. Aktueller Widerstandwert und neuer Widerstandwert beim Tuning erlauben die Erfassung der Abstimmrichtung. Es wird ein Scan oder Sendersuchlauf in entsprechender Richtung gestartet, der anhält sobald ein Signal vorliegt. Sonst läuft der Scan bis zur Frequenz der dem Widerstandswert des Potis entspricht.
Dieses Verhalten fällt zunächst nicht auf, es zeigt jedoch beim langsamen Dreh in den Rundfunkbändern ein Sender neben dem Anderen, was subjektiv einen guten Empfänger vorgibt. Diese Annahme erklärt auch das oft seltsame Verhalten beim Zurückdrehen. Es kann aber auch völlig anders funktionieren!
Fahrrad-Radio - Empfang an See und Fluss
Um den guten Empfang auf Kurzwelle wirklich zu erfahren, sollte man dem häuslichen Störnebel entfliehen. Wegen des Hemdtaschenformats kann das Gerät bei jedem Ausflug dabei sein. Ob in Schweden am Fluss oder am See in Unterbach, ein Kanal kommt im Herbst 2024 am Tage gut herein: Channel 292 im 41m-Band. Bei ausgezogener Antenne und in der Hand gehalten ertönen Klänge der alten Seesender. Als Orientierung gilt beim hier verwendeten Exemplar die Marke 76 MHz der FM2-Skala. Im rechten Skalenbereich findet man reichlich Rundfunkprogramme in den jeweiligen Bändern.
Zwischen den Rundfunkbändern - SSB mit AD9850
Zwischen den Rundfunkbändern sind allerlei andere Signale zu hören. Als weitere Orientierung zur Abstimmung können die Amateur-Bänder dienen. Ihre jaulenden FT8-Signale sind inzwischen so stark, dass sie fast immer deutlich ausgemacht werden können. Am Wochenende kommen meist die Konteste dazu, wo verstärkte Aktivität bei den Funkamateuren herrscht. Morse, RTTY und Sprache kann man erkennen. Bilder werden meist um 14230 kHz als SSTV in Farbe übertragen. Zwischen Channel 292 und dem nächsten Rundfunkband oder Amateurband senden zwei starke Sender aus Pinneberg. Einmal WetterFax und einmal Seewetter in RTTY. Die gesendeten Wetterbilder erkennt man im AM-Modus, also dem normalen Empfangsmodus des Radios an einer Art Pferdegalopp. Genauer hingehört erkennt man eine mit 120 U/min "drehende" Bildwalze, die ihre Helligkeitswerte übermittelt.
Mittels ESP8266Basic und dem Frequenzgeneratorbaustein AD9850 kann der gesamte Bereich mit einem Trägersignal versorgt werden, wodurch Einseitenbandmodulationen SSB hörbar und verständlich werden. Die Frequenz wird hier aus einer Liste ausgewählt oder numerisch eingegeben. Die Steuerung erfolgt über einen Browser der eigenen Wahl. Unterwegs spannt der ESP8266 ein eigenes WLAN auf - ganz ohne Router und Internet - und ist bei Verbindung mit seinem WiFi-Hotspot im Browser über die IP 192.168.4.1 zu erreichen. Im Software-Teil dieser Homepage ist das Programm gelistet.
Die Abbildung zeigt den ad-hoc Erstempfang (ohne Sync) der Fax-Ausstrahlung mittels Radio XHDATA D-220 und Smartphone-App HF Weather Fax übertragen per Radio-Lautsprecher/Handy-Mikrofon mit Unterstützung des AD9850/ESP8266.
Stromaufnahme und Spieldauer - mit Ladda
Trotz Digitaltechnik spielt das Taschenradio sehr lange mit seinen zwei AA's, ganz im Gegensatz zu einer an anderer Stelle gelesenen Kritik. Mit den Japanischen Ladda-Akkus aus dem Schwedischen Möbelhaus und 1900 mAh Kapazität pro Stück und einer gemessenen Stromaufnahme von etwa 27 mA im AM-Betrieb und etwa 30 mA im FM-Betrieb, ergeben sich ca. 70 Stunden oder mehr im Dauerbetrieb. Rechts der Empfang am Schwedischen Fluss. In der Praxis spielt das Radio subjektiv genau so lange, wie ein sparsames Analog-Radio aus den 80ern.
Das oben beschriebene Abstimmverhalten sorgt auch dafür, dass das Radio öfter mal die Kurzwelle "manuell" scannt, auch weil die Empfindlichkeit außergewöhnlich hoch ist für ein Gerät dieser Kategorie. Dies gilt übrigens auch für dem FM-Bereich. Hier können auf z. B. dem Sofa oft Belgische Sender in allen drei Sprachen gehört werden.